Aktionsbündnis „No Moor Fracking:

Jetzt wird es sehr ernst und die Zeit läuft uns weg!“ 


Ein Tanklastzug entsorgt seine gefährliche Fracht an der Verpressungsstelle der ExxonMobil in Wietinghausen bei Ehrenburg

 

Die jüngsten Ereignisse in Kurzform:

    • ExxonMobil verkündet „Ergebnis“ des Dialogprozesses
    • Deutscher Bauernverband bezieht klar Stellung gegen Fracking
    • Wagenfelder Rat beschließt einstimmige Resolution gegen Fracking
    • Aktionsbündnis hat schon über 6.000 Unterschriften gesammelt
    • Exxon verpresst schon heute hochgiftigen Rückfluss in der Diepholzer Moorniederung


Wagenfeld-Ströhen. Viele Bürger aus Ströhen und Wagenfeld sind alarmiert. Am Mittwoch verkündete der Erdölkonzern ExxonMobil in der Stadthalle von Osnabrück die „Ergebnisse“ seines mehrmonatigen „Dialogprozesses Erdgas und Frac“. Bis zu diesem Datum hatte sich Exxon selbst verpflichtet, keine weiteren Fracks durchzuführen, wird jetzt aber laut Vorstandsvorsitzendem Kalkoffen noch sofort wieder damit beginnen. Das „Ergebnis“ war allen Kritikern schon vorher klar. Nahezu den exakten Wortlaut hatten Mitstreiter des Aktionsbündnisses „No Moor Fracking“ schon vor Wochen prophezeit: Restrisiken können nie ausgeschlossen werden, aber das Fracking ist beherrschbar. Dass Trinkwasserschutzgebiete in den Zonen I und II ausgenommen werden, war an sich schon vorher eine Selbstverständlichkeit, aber schon in Zone III soll wieder gefrackt werden! Ebenfalls werden Heilquellenschutzgebiete ausgenommen – von Mineralwasservorkommen, für die der Gesetzgeber keine Schutzgebiete vorsieht, ist jedoch gar keine Rede.


Schauprozess mit vorhersagbaren Ausgang: Exxon beauftragte Helmholtz-Gesellschaft, die schon die Asse für unbedenklich hielt

„Der Dialogprozess war ein aufwendig inszeniertes Theaterstück mit festgelegtem Ausgang“, so Wibke Langhorst. ExxonMobil hatte frühzeitig selbst bekannt gegeben – bevor es Dritte taten –, dass die Expertendiskussion vollständig von Exxon finanziert wird. Die Experten seien aber „hochrangig und unabhängig“. Der Großteil dieser Experten arbeitet für Einrichtungen, im Bereich der Helmholtz-Gesellschaft. Zu dieser Gemeinschaft gehört auch das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, das von 1965 bis 2008 das Atommülllager Asse betrieben und für sicher erklärt hatte. Was damals renommierte und hochrangige Experten für beherrschbar hielten, endete in einer gigantischen Umwelt-Katastrophe, die nachfolgende Generationen gefährden und den Steuerzahler Milliardenbeträge kosten wird.



Landkreis will Wasserkarte mit sensiblen Gebieten erstellen

„Wenn ExxonMobil bei dem selbst verkündeten Fahrplan bleibt, wird in Kürze der Antrag beim Bergamt eingehen“, berichtet Dirk Lütvogt. „Wir erwarten besorgt, wie die Wasserbehörde des Landkreises die Einbindung durch das Bergamt beantworten wird.“ Dirk Lütvogt hofft inzwischen doch auf die Unterstützung des Landkreises. „Der Landkreis will eine Wasserkarte erstellen, in der sensible Gebiete der Trink- und Mineralwassergewinnung im Landkreis verzeichnet sind. Das hat zwar leider keine rechtliche Bedeutung, ist aber ein wichtiges Signal. Wir hoffen auf eine kritische Stellungnahme der Unteren Wasserbehörde, denn unseren eigenen Antrag auf Verfahrensbeteiligung hat das Bergamt ist seit Monaten unbeantwortet gelassen.“


Moratorium wäre das Gebot der Stunde

„Wenn der deutsche Vorstandsvorsitzende von ExxonMobil im Handelsblatt verkündet, dass Exxon in zwei Jahren ohne Chemie fracken will (was bezweifelt wird und auch noch keine Lösung ist), dann ist das eine Steilvorlage für alle Entscheidungsträger. Angesichts der eklatanten Umweltgefahren und der völligen Belanglosigkeit von lächerlichen zwei Jahren im Zusammenhang mit den Generationenthemen Wasser, Boden und Energie, muß jeder klare Menschenverstand in Entgegnung dieser Aussage des Exxon-Vorstandes zumindest sofort ein Moratorium, das heißt den Aufschub der Maßnahmen fordern, um bessere Erkenntnisse gewinnen oder bessere Techniken entwickeln zu können.“


Es bleibt nicht bei einer Erkundungsmaßnahme: Schiefergaserschließung in Niedersachsen erfordert viele Tausend Bohrungen!

Zum wiederholten Male machten die Mitglieder des Aktionsbündnisses darauf aufmerksam, dass es bislang nur um die Erkundung in einem bestehenden Bohrloch geht, sich aber kaum jemand vorstellen könne, was im Falle der Ausbeutung mittels Schiefergasfracking in Wagenfeld-Ströhen und anderswo passiert. „Exxon schweigt zur Anzahl und räumlichen Dichte möglicher Bohrstellen und das aus gutem Grund: Bis zu 6 Bohrungen je Quadratkilometer sind aus den USA bekannt. Das ist ein brutaler Schlag ins Gesicht unserer Natur- und Kulturlandschaft und läuft unseren Moor-, Kranich- und Klimaschutzbemühungen zuwider.“


Deutscher Bauernverband lehnt Fracking/Schiefergasförderung ab: erste Anbauverträge gekündigt

Sicher bestätigen konnte das Aktionsbündnis derweil auch die offensichtlichen Gefahren für die Landwirtschaft. In einem benachbarten Landkreis wurden existenziell wichtige Anbauverträge gekündigt. Die Kündigung sprachen Zulieferanten einer Fastfoodkette aus, da sie keine Risiken im Zusammenhang mit den Benzolverseuchungen durch defekte Lagerstättenwasserleitungen eingehen mochten. Lagerstättenwasserleitungen haben zwar nicht unmittelbar etwas mit Fracking zu tun, sind aber regelmäßiger Bestandteil jeder Erdgaserschließung und werden bei der Unzahl erforderlicher Bohrungen für die Schiefergaserschließung ein noch weitaus größeres Problem werden. Darauf hat inzwischen auch der Deutsche Bauernverband reagiert: Er lehnt die unkonventionelle Erdgasförderung im Hinblick auf die Gefährdung seiner Ressourcen gesundes Grundwasser und gesunder Boden, sowie des hohen Flächenverbrauches ab.


Exxon verpresst schon heute Fracking-Rückfluss in der Diepholzer Moorniederung

Weiterhin ungeklärt (wenn auch derzeit legal) ist die umweltverträgliche Entsorgung von Lagerstättenwasser und Fracking-Flüssigkeit, die gemeinsam den sog. „Flow Back“ bilden. Exxon selbst musste derweil bekanntgeben, dass Lagerstättenwasser und Fracking-Rückfluss aus Damme bereits heute in der Diepholzer Moorniederung verpresst wird. Wietingsmoor H3 heißt die Exxon Verpressungsanlage bei Ehrenburg in der Gemeinde Barnstorf (siehe Abbildung) in der bereits über 100 Tankzüge mit dem hochgiftigen „Flow Back“ allein aus Damme „entsorgt“ worden sind.


Übergabe der über 6.000 Unterschriften mit Ratsmitgliedern in Hannover geplant

Wir möchten alle Mitbürger, Behörden, Naturschutzgruppen, Institutionen und politischen Vertreter auffordern, das in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um das Vorgehen von Exxon aufzuhalten. In jedem Falle sollen, organisiert von Mitgliedern des Wagenfelder Rates, die gesammelten Unterschriften im niedersächsischen Landtag an einen hochrangigen Politiker übergeben werden.