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Leere Speicher? - Panikmache mit politischem Kalkül 

Am ersten Aprilwochenende machte die Meldung der Welt am Sonntag die Runde, dass die hiesigen Gasspeicher leer und die Versorgungssicherheit gefährdet seien. Ein kurzer Blick auf die vom Verband Gas Infrastructure Europe (GIE) selbst bereitgestellten Daten belehrt jedoch eines Besseren. 

Foto: Gasspeicher in Rehden

 

Niemand wird in den nächsten Wochen frieren müssen - wohl aber um sein künftiges Trinkwasser fürchten, wenn sich die Politik von solch substanzloser Panikmache zum Fracking verleiten lässt.

Deutschland verfügt mit über 20,5 Mrd. Kubikmetern über das mit Abstand größte Speichervolumen Westeuropas (es folgen Frankreich mit 12,7 und Italien mit 8,3 Mrd. m³). Weitere 8,5 Mrd. Kubikmeter Speicherkapazität sind geplant bzw. im Bau. Diese Speicher dienen vor allem der Vergleichmäßigung des Jahresverbrauchs. Gasversorger können so im Sommer preiswert verfügbares Gas einlagern und sparen dann den teureren Einkauf im Winter.

Dass die Gasspeicher zum Ende eines schneereichen und langgezogenen Winters einen geringen Füllstand aufweisen, liegt in der Natur der Sache. Der vermeldete durchschnittliche Füllstand von 20% stellt immer noch ein Volumen von ca. 4 Mrd. Kubikmetern dar. Dies entspricht bei einem Jahresverbrauch von gut 86 Mrd. Kubikmetern noch einer rechnerischen Vollversorgung von etwa zwei Wochen allein aus den Speicherbeständen.

 

Das Entnahmevermögen der deutschen Speicher beläuft sich dabei mit nominell etwa 500 Mio. m³ pro Tag auf einen Wert, der zur gesamten Bedarfsdeckung selbst in den Wintermonaten ausreicht. Eine mögliche leichte Reduzierung der Ausspeicherleistung aufgrund geringen Fülldrucks ist weitestgehend unproblematisch, steht doch unabhängig davon eine vergleichbare, ebenfalls bedarfsdeckende Leistung auch als Importkapazität aus Pipelines zur Verfügung.

Auch den als kritisch ausgemalten Ausfall einer Importpipeline sehen wir gelassen. Deutschland erhält seine Gasimporte von seinen Handelspartnern an 36 Cross-Border-Übergabepunkten mit einer möglichen Importkapazität von über 500 Mio. m³/Tag. Verbraucht werden derzeit aber nur etwa 300. Selbst der mit Abstand leistungsstärkste Übergabepunkt der NordStream-Pipeline in Greifswald hat daran nur eine anteilige Kapazität von etwa 80 Mio. m³/Tag, ein Ausfall ist daher ohne Weiteres zu verkraften. Ferner besteht die NordStream-Trasse aus mehreren redundanten Rohrsträngen, sodass ein zeitgleicher Totalausfall ohnehin kaum zu erwarten ist.

Unterstellt man dem gesamten Jahresverbrauch eine jahreszeitliche Witterungsabhängigkeit, so ergibt sich für den März ein Tagesbedarf von bestenfalls 350 Mio. Kubikmetern. Damit lägen dann noch über 30% der Importkapazitäten brach und könnten ausgefallene Komponenten problemlos ersetzen, ohne auf die Speicherinhalte zugreifen zu müssen.

Es drängt sich uns hier der Verdacht auf, dass vor dem ursprünglich für den folgenden Mittwoch erwarteten Kabinettsbeschluss zur Frage des umstrittenen Frackings Horrorszenarien an die Wand gemalt werden sollen. Bei Lichte betrachtet sind die vermeldeten Daten weder kritisch für die Versorgungssicherheit noch nach diesem Winter ungewöhnlich. Niemand wird aufgrund leerer Speicher frieren müssen, höchstens müssen ein paar Versorger mit langsam leeren Vorräten noch etwas mehr Gas als geplant nachkaufen. Das liegt jedoch in ihrer knapp bemessenen Kalkulation bei schlechter Witterung begründet und nicht in der technischen Leistungsfähigkeit.

Die inländische Förderung spielt mit gerade einmal etwas über 10 Prozent nur eine untergeordnete Rolle, die sich weder auf Preise noch Versorgungssicherheit spürbar auswirkt. Auch mit dem umstrittenen Fracking lässt sich die rückläufige Inlandsquote in den von der Industrie angestrebten Szenarien lediglich auf diesem Niveau stabilisieren. Im Gegenzug nimmt man dafür eine großflächige Gefährdung von Boden, Grundwasser und Gesundheit in Kauf, die der Bürger nicht akzeptieren kann.


Datenquellen:

Importkapazitäten: European Network of Transmission System Operators for Gas (ENTSOG), abgeleitet aus:

http://www.entsog.eu/public/uploads/files/maps/transmissioncapacity/2012/ENTSOG_CAP_MAY2012_UPDATED.pdf

Speicherkapazitäten: Gas Infrastructure Europe (GIE):

www.gie.eu.com/download/maps/GSE_STOR_MAPDATA_MAY2012.xls